Golfheroes – Gegen das Establishment

Am vergangenen Sonntag war ich auf den Golftagen München. Die meisten Stände habe ich bereits logischerweise auf der Rheingolf gesehen. Aber ein Stand stach mit seiner Buntheit, der Musik und den fröhlichen Leuten einfach unglaublich hervor: Die köngl. bayrischen Golfheros. Ein Verein, so schrill wie das Logo und auf dem ersten Blick total liebenswürdig. Hier gab es Bier, und keinen Wein oder Sekt und hier wurde konsequent gedutzt. Was für eine Offenbarung im Vergleich zum ansonsten normalen Messetrubel.

Der Verein ist kein richtiger Golfclub, sondern vielmehr eine Interessenvertretung von Golfern, die Spaß daran haben und sich nicht in Klischees drängen wollen.

“Der Verein versteht sich zur Normalisierung des Golfsports und Entwichtigung des Golfers im Allgemeinen bei gleichzeitiger direkt proportionaler Spaßerhöhung im Besonderen beizutragen.”

In Zeiten der DGV-Imagediskussionen und negativen Vorurteilen ist das für junge Golfer wie mich wie eine Oase in der Wüste.

Auch wenn ich natürlich nicht in die Strukturen des Vereins blicken kann, so fande ich das Konzept doch so cool, dass ich mit Bernhard „Länger“ Fleischmann gequatscht habe, seines Zeichen Präsident der Golfheros. Per Mail konnte er einige meine Fragen beantworten:

Soulgolfer: Seit wann gibt es den Verein und wieviele Mitglieder konntet ihr bis jetzt für euch gewinnen?

Der Verein hat sich am 9.Dezember 2011 in München in der Keksdose gegründet und zählt seitdem knapp über 330 Mitglieder. Wobei´s am Anfang relativ umständlich war, künftigen Mitgliedern die Idee zu vermitteln, mittlerweile hat sich das deutlich vereinfacht.

Wie ist bei euch die Verteilung von Frauen und Männern?

Es sind bis dato mehr Männer als Frauen, das könnte eventuell daran liegen, dass wir mit Hacker-Pschorr bis dato einen Bier-Sponsor haben, nicht aber jemanden, der uns mit Prosecco unterstützt – aber natürlich arbeiten wir daran:-)

Wo liegt in etwa der Altersdurchschnitt?

Das kann ich dir aus dem Stegreif nicht sagen, der Schnitt müsste so um die 30 – 35 sein. Es ist für uns aber auch nicht wichtig: am Anfang hab ich gedacht, wir wollen nur Mitglieder, die grade frisch aus einem Coca-Cola oder Rum-Werbespot gehüpft sind, aber relativ schnell kam dann die Erkenntnis, dass das a bisserl naiv ist: Natürlich wollen wir jeden mit unserer Idee „infizieren“, der unser Credo teilt: „mehr Spass auf…und abseits des Fairways“ – da ist nicht das reale, sondern das Kopfalter entscheidend und da ist, grad bei uns in Deutschland so mancher 70-Jähriger deutlich jünger im Kopf als ein twentysomething…

Wie haben die Golfclubs zuerst auf eure bunte Truppe reagiert? Gab es Ressentiments oder verstörte Blicke der alteingesessenen Golfer?

Die Golfclubs erkennen ja immer relativ früh, dass wir keine Chaoten sind, deren Ziel es ist, möglichst viel Schaden nach einer Runde zu hinterlassen – im Gegenteil: wir liiiieben den Sport über alles, das verbindet auch alle Mitglieder. Es passiert eher mal, dass andere Golfer auf der Runde ein bisschen überrascht bis pikiert  auf uns reagieren mit so Sätzen wie „Gell, sie sind aber nicht Mitglied bei uns im Club“ oder „Machen sie mal die Musik leiser, so kann ich nicht spielen“ – und ganz ehrlich: der Effekt ist durchaus gewollt, so findet eine natürliche Selektion statt, wer zu uns passt und wer nicht….oder anders formuliert: wenn sich keiner echauffieren würde, dann hätten wir eigentlich unser Ziel erreicht!!!:-)

War es schwierig weitere Partnerclubs für euch zu gewinnen?

Ähnlich wie bei der Mitgliedergewinnung: anfangs musste man viel erklären, aber mittlerweile kommen die Clubs auf uns zu und laden uns ein, was uns auch dazu gebracht hat, unsere bis zum letzten Jahr stationäre AfterWork-Serie in diesem Jahr mobil zu gestalten (wir nennen es Wander-AfterWork) und möglichst viele unterschiedliche Clubs zu besuchen, um dann aber auch mit den Clubmitgliedern in Kontakt zu treten und gemeinsam zu spielen. Außerdem haben wir ein sehr gutes Verhältnis zum Bayerischen Golf-Verband, was uns sehr freut.

Wie steht ihr zur aktuellen Diskussion zum Image des Golfsports. Habt ihr das Gefühl, dass ihr aktiv beiträgt, es zum positiven zu verändern?

Aber sicher haben wir das Gefühl! Andernfalls würden wir ja den Grundtenor unserer Satzung mit Füßen treten. Wir lieben den Sport und leben ihn auch, grad jüngst bei den Golftagen München durfte ich ja miterleben, mit wieviel Elan und Spaß unsere Mitglieder am Messestand mitgeholfen haben, das muss ja fast ansteckend sein. Ich hab aber ganz ehrlich auch das Gefühl, dass ein gewisser Tiger Woods vor ein paar Jahren mit seinen amorösen Eskapaden unfreiwillig dem Golfsport einen großen Dienst erwiesen hat, weil da auch Nicht-Golfer mitbekommen haben, dass sogar der Göttliche fehlbar und menschlich ist:-) – die etwas krustige Fassade hat angefangen zu brökeln und jeder Golfer mit Spaß an der Freud´ werkelt in diese Richtung weiter…

Welche Musik wird auf Golfheroes-Treffen vorwiegend gespielt?

Auch hier gibt´s kein Dogma: gespielt wird, was unsere Mitglieder hören wollen und wenn unser Schatzmeister Stefan Kunz zu mir kommt und sagt, ich solle endlich mal was vernünftiges spielen, dann weiß ich, dass der Sound so einigermaßen passt…..:-)))))

Hat Bier positive Effekte auf den Schwung?

Aber natürlich: zum einen gilt ja ein Weißbier gemeinhin als isotonisches Getränk und zum anderen erlaube ich mir, einen Spruch aus der Werbung ein bisschen umzumodeln: „Don´t think & Drive“ – je mehr Gedanken du dir über deinen Schwung machst, umso weniger Platz ist in deinem Kopf für´s Genießen und deshalb kann so ein Schluck kühles Helles schon mal einen positiven Nebeneffekt haben, weil man einfach ein bisschen lockerer wird – das kann ich empirisch belegen: wenn es darum geht, auch bei einem schlechten Score trotzdem Spaß zu haben, sind wir GolfHeroes gaaaaaanz vorne mit dabei!:-)

Gibt es weitere Expansionspläne oder andere Ideen den Spirit der Golfheroes in ganz Deutschland zu verbreiten?

Auch hier ein deutliches Ja: jeder ist bei uns willkommen, der sich dessen bewusst ist, dass unsere Putts nie, nie, nie im Leben 100.000 Dollar wert sein werden, ist als Neumitglied willkommen (einfach eine Mail an fleischi@golfheroes.de). Außerdem sind in Planung: das große Nord-Süd-Duell mit dem GC Sankt Pauli, eine Demo für mehr Spaß beim Golfen, unsere in den Pfingstferien anstehende Golf & Camping-Tour quer durch Bayern, ein eigener Golfplatz (ja, man darf auch Visionen haben!) oder Bescheißtipps mit dem Pro….Aber am allerbesten verbreitet sich unser Spirit, und da bin ich echt saumäßig stolz drauf, mit jedem unserer Mitglieder, das da rausgeht und Golf spielt!!

Vielen Dank an Bernhard für die Beantwortung der Fragen! Ich finde den Spirit der Golfheroes genial und wünsche mir, dass sie noch viele weitere Mitglieder einsammeln, weiterhin die Freude am Golfsport vermitteln und einfach viel Spaß auf ihren Runden haben! Für mich ist das auf jeden Fall eine Bereicherung.

Bildveröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Golfheroes. Vielen Dank! 🙂