Das Traumato am dritten Loch
Nach meiner letzten Golfrunde auf meinem Heimatplatz, bei abenteuerlichen 32 Grad, muss ich wieder mal feststellen, wie toll der Golfclub am Lüderich eigentlich ist. Und vor allem: Warum wurde noch keine Pokemon-Wertung für Golfplätze eingeführt? Hier hätte der Platz mindestens 8/10 Punkten. Mindestens!
„Und wie war deine Runde?“
– „Super, Zwei Birdies, drei Taubsis und ein Rattikarl“
Nach der Runde war ich tatsächlich sehr verwundert, warum nicht ganze Horden entlang des Grüns und in der Clubgastro abhängen und die kleinen Monster jagen. Die Bedingungen wären eigentlich ideal.
Der Pokemon Go Hype
Seit Mitte letzter Woche ist Pokemon Go in Deutschland verfügbar. Seitdem überschlagen sich die Medien mit Berichten rund um die App. Alles ist voll damit, jeder kennt es und/oder hat eine Meinung dazu.
Insgesamt teilt sich die öffentliche Meinung wahrscheinlich folgendermaßen auf:
- 1/3 spielt es und ist begeistert,
- 1/3 hasst es und kann „rumlungernde“ Pokemon-Spieler nicht mehr ertragen und
- 1/3 hat davon noch nichts gehört bzw. das Spiel geht am Allerwertesten vorbei.
Ich für meinen Teil habe es auch am ersten Tag direkt installiert – ja, ich muss es gestehen: In mir schlummern immer noch ein paar Zocker-Gene und vor allem hat es mich einfach interessiert.
Seit dem Launch der App gibt es erstaunliche Szenen zu beobachten: Massen von Pokemon Go Spielern, die durch die Straßen laufen. Pickelige Nerds, blasse Beine – so das Vorurteil – werden jetzt im Sommer braungebrannt und durch exzessive Monsterjagd aufs Äußerste gestählt.
Bewegung beim Spielen, das gab es früher höchstens beim Golfen auf der Wii oder beim entnervten Controller-Weitwurf bei Mariokart. Insofern finde ich die Entwicklung eigentlich begrüßenswert – viele Menschen kommen auf einmal auf den Gedanken sich in die freie Natur zu begeben und sich zu bewegen.
Teilweise über viele Kilometer.
Wer hätte das gedacht??
Kardiologen aus den USA, genauer die American Heart Association, haben sich auch schon begeistert über die App geäußert.
Debra Lieberman von der University of California erhofft sich sogar, die Spieler noch zu anderer Bewegung zu motivieren. „Wenn die Menschen einmal mit dem Spazierengehen angefangen haben und merken, wie gut sich Aktivität anfühlt, könnte das der Anstoß sein, auch anderes auszuprobieren – etwa Fahrradfahren und Schwimmen“, zitiert sie der Kardiologenverband. Quelle: Spiegel Online
Sofern man den gesunden Menschenverstand (den man heutzutage leider viel zu oft vermisst) einschaltet und zum Beispiel NICHT auf einer Autobahn nach Pokemon sucht, ist auch alles gut.
Pokemon auf dem Golfplatz
Zurück zum Golfplatz: Ich wollte meinen Heimatplatz auf seine Pokemon-Tauglichkeit abchecken und wurde wie oben beschrieben nicht enttäuscht. Dadurch, dass der Golfclub am Lüderich auf einem alten Bergwerksgelände angelegt wurde, gibt es direkt am Clubhaus eine Arena und ein paar Meter weiter einen Pokestop – für alle die damit nichts anfangen können: Das ist super, Ersteres zum Kämpfen gegen andere Spieler und das Zweite zum Einsammeln von notwendigen Gegenständen.
Vor allem wäre das doch ein weiteres tolles Argument, mal wieder den Jugendschwund in den Golfanlagen zu bekämpfen. Einfach mal als Elternteil die magischen Worte „Arena“ oder „Pokestop“ erwähnen. Oder erzählen, dass dort auf der Driving Range ein sltenes Aquana aufgetaucht ist.
Wie man am Beispiel des Central Parcs sieht, werdet ihr euch vor Begleitung zum Golfplatz nicht mehr retten können. Und spätestens wenn am 5. Loch der Smartphone-Akku leer ist, wollen die vielleicht einfach mal mitspielen.
Doch zurück zu meiner Pokemon-Testrunde und der nächsten Überraschung: Das Barbarakreuz hinter dem ersten Grün ist ein weiterer Pokestop. Perfekt, da kann man beim Warten auf den zweiten Abschlag noch schnell ein paar Pokebälle einsammeln.
Am Abschlag vom dritten Loch dann ein Rascheln:
Ein Traumato ist aufgetaucht. Da ich eh noch auf den Spieler vor mir warten musste, wollte ich das direkt einsammeln. Leider hat es sich wieder befreit und ist in den naheliegenden Wald gehüpft. Aus Frust habe ich beim folgenden Abschlag auch direkt einen Golfball hinterher ins Aus geschlagen.
Eat this – Traumato!!
Aufgrund der Hitze und einer dafür doch sehr schnellen Runde habe ich mich im Anschluss mehr aufs Golfen konzentriert. Es lief insgesamt ganz gut. Leider habe ich mir am rechten Mittelfinger eine schöne Blase erspielt. Ich vermute aufgrund der schwitzigen Hände durch die Hitze. Die Tatsache, dass meine zarten Bürohände die Schläger wieder mehrere Wochen nicht in der Hand hatten, hatte damit wahrscheinlich überhaupt nichts zu tun….ganz bestimmt nicht.
Und zarte Gemüter sollten jetzt kurz aufhören zu lesen:
Am vorletzten Abschlag ist die Blase auch noch aufgegangen und hat ein großes Loch in die Haut gerissen.
AAAAAAH.
Fu**.
Schmerz.
Kein Pflaster dabei, zwei Löcher noch zu spielen. Also Zähne zusammenbeißen, Finger versuchen zu entlasten und langsam bergauf spielen. Das Resultat war eher zweifelhaft. Instinktiv versuchte ich bei jedem Schlag den Schmerz zu vermeiden und es lief nicht mehr rund. Am letzten Loch daher noch zwei Bälle im Wald versenkt und den langen Weg der Schande bergauf zum Clubhaus angetreten. Habe ich erwähnt, dass es 32 Grad waren…?
Doch es wäre doch gelacht, ein Pokemon Go Spieler nutzt jeden Meter zum „Ausbrüten“ von gesammelten Eiern. Und so wurde ich am Ende der Runde tatsächlich noch mit zwei neuen, „frisch geschlüpften“ Monstern belohnt.
Insgesamt also eine solide Runde. Aus Golfersicht sehr lehrreich, ein Kampf gegen die Hand, sich selbst und die Hitze, aber auch mit zu Beginn schönen Schlägen und tollen Putts belohnt (ca. 12 Meter – wenige cm neben das Loch gelegt. Geht doch!). Aus Pokemon-Sicht auch durchaus erfolgreich.
Tipps zum Umgang mit normalen Golfern
Auch wenn ich selber bei meinen nächsten normalen Golfrunden nicht unbedingt die App nutzen werde – ganz so verrückt bin ich dann doch nicht – so möchte ich doch trotzdem ein paar Tipps mitgeben, für ein gutes Miteinander von normalen und „Pokemon-Go-lfern“.
- Augen und Ohren auf – du bist auf einem Golfplatz – das sollte immer die oberste Priorität haben.
- Die anderen Mitspieler nicht stören und im Zweifel einfach das Handy stecken lassen, die Flightpartner wird es freuen und es ist eine Frage der Etikette und Respekts.
- Bei Turnieren ein absolutes No-Go. Bei privaten Runden mit Freunden: Wieso nicht, solang sich keiner gestört fühlt.
- Auch wenn ein seltenes Pokemon im Gebüsch vor dir auftaucht – halte nicht den Spielfluss auf.
- Laufe nicht quer über die anderen Bahnen, nur um ein Pokemon zu fangen.
- Die App auf lautlos stellen, das Gepiepse geht sonst jedem auf die Nerven. Zur Not vibriert es eh.
Pro-Tipp: Einfach das Smartphone am Trolley oder Golfcart festmachen. Die Eier werden wie von selbst ausgebrütet und man hat die Hände und Gedanken frei zum golfen.
Ich für meinen Teil werde jetzt alles daran legen die Arena am Lüderich zu erobern – mit meinem Avatar „Soulgolfer“.
Frohe Monsterjagd!
Schöner Blogbeitrag:) Beste Grüße
Interessantes Thema. Nicht weil ich es selbst spiele, nein, ich gehöre zu den Leuten denen es prinzipiell egal ist.. Aber jetzt auch noch auf dem Golfplatz? Dem Ort der Ruhe, Entspannung und Erholung? Bitte nicht.
Ich hoffe doch sehr dass der Pokemon-Hype nicht auch auf meinen Heimatclub überspringt. Das würde mir dann doch zu weit gehen.