Interview: Alex von „Wir lieben Golf“
Viele Golfer und Golferinnen werden auf Facebook seinen Namen schon mal gelesen haben oder kennen seine Gruppe „Wir lieben Golf„. Alexander Pielok hat bereits über 3.700 Golfer in einer sehr aktiven Facebookgruppe vereint und organisiert eine immer weiter wachsende Afterwork-Serie. Und bei allem ist er mit viel Herzblut und persönlichem Engagement dabei. Wenn man so möchte mit Herz und Seele – ein echter Soulgolfer! Es wurde also Zeit, ihn für Soulgolfer.de zu interviewen.
Alex, stell dich den Lesern bitte kurz vor. (Du hast dazu 10 Wörter)
Der verrückte von Wir lieben Golf. Liebt schöne Par3-Löcher.
Wie bist du zum Golfen gekommen?
Wir hatten eine Golf-AG in der Schule. Als wir an einem Projekt-Tag alle Angebote probieren konnten, um uns dann für die Pflicht-AGs des neuen Jahres die für uns passenden auszusuchen, habe ich natürlich auch Golf ausprobiert. Fand ich super. Letztendlich habe ich mich dann allerdings doch für die Rugby-AG entschieden. Viele Jahre später habe ich mich dank meines golfenden Schwiegervaters daran erinnert, dass mir das eigentlich viel Spaß gemacht hat. Also bin ich auf eine Driving Range, habe mir ein 7er Eisen geliehen, Bälle gezogen und herumprobiert. Das hat ganz gut geklappt und ich habe mir in einem Pro-Shop ein Damen-Schlägerset andrehen lassen. Dann habe ich wie verrückt mit Hilfe von Schwungvideos im Internet so lange selbst trainiert, bis ich sicher war, dass ich eine Platzreifeprüfung locker bestehen könnte. Das habe ich gemacht und bin seitdem auch offiziell ein Golfer. Bis auf ein paar kurze aber intensive Sessions mit unterschiedlichen Pros, zum Beispiel anlässlich von Videodrehs, bin ich nach wie vor Autodidakt.
Welcher Platz war für dich bis jetzt das absolute Highlight?
Der Platz in Bad Driburg. Nicht, weil er besonders schön ist. Sondern weil ich dort meine allererste 18-Loch-Runde gemeinsam mit meinem mittlerweile leider verstorbenen Schwiegervater gedreht habe. Ohne ihn würde ich vermutlich bis heute nicht Golf spielen. Weil es meine erste Runde war, und weil es mit ihm war, ist das mein absolutes Highlight.
Klischeefrage: Wie sieht dein perfekter Flight aus? Und auf welchem Platz?
Du meinst, mit welchen Prominenten ich gern spielen würde? Ich denke, ich würde gern mit Phil Mickelson auf die Runde gehen, aber nur, wenn er jeden langen Schlag versiebt und sich dann rund ums Green herum mit Phantasie und seinem unbestechlichen Kurzspiel retten muss, und mir genau erklärt, wie er das macht. Dazu hätte ich gern meine Tochter im Flight. Sie ist erst zweieinhalb, also müssten wir noch etwas warten – und hoffen, dass sie tatsächlich Gefallen am Golfspielen findet. Als vierte Person würde ich meinen Schwiegervater mitnehmen wollen. Welcher Platz? Eigentlich egal. Mickelson zahlt. Und als Klischee-Antwort: Phil Mickelson, Bubba Watson und Justin Timberlake in Augusta.
Wie würden dich deine Mitspieler charakterisieren?
Da müsstest Du dann wohl eher meine Mitspieler fragen. Ich denke aber, dass es zwei Persönlichkeiten von mir auf dem Golfplatz gibt. Den spaßigen Alex, der einfach nur auf den Ball haut und versucht, die unmöglichsten Schläge zu machen. Und den etwas verbissenen, der unbedingt gewinnen möchte. Hat beides seine Vorteile: der Spaßige unterhält sich, ist locker und nimmt das Spiel nicht so ernst. Er versucht, seine gute Laune zu übertragen. Der Verbissene hält seine Klappe und lässt die Mitspieler in Ruhe. Er schimpft aber auch laut, wenn es nicht so klappt, wie es soll.
Und welche Persönlichkeit kommt öfter zum Vorschein?
Ich arbeite hart daran, mehr Spaß zu haben und Scores nicht so eng zu sehen. Und ich erwische mich neuerdings immer wieder dabei, mich nicht über schlechte Schläge zu ärgern, sondern im schlimmsten Fall darüber zu lachen und einfach weiter zu spielen.
Wie sieht ein normaler Golftrainingstag für Dich aus?
Ich trainiere nicht gerne. Ich meide die Driving Range so gut es geht und gehe direkt durch zum Chipping Green und Putting Green. Ich liebe Lob-Shots, unmögliche Lagen, Bunkerschläge und so etwas. Und ich mag es, wenn Putts mit viel Break reinfallen. Also trainiere ich das, wenn ich denn mal trainiere. Danach pitche ich aus 100-120 Metern und gehe dann auf den Kurzplatz.
Mit „Wir lieben Golf“ hast du eine der mittlerweile aktivsten Golfgruppen auf Facebook gegründet, wie und wann kam es zur Gründung?
Ich bin schon lange auch beruflich auf Facebook unterwegs und natürlich Mitglied in vielen Golfgruppen, habe viele Golfprodukte geliked. Und ich war irgendwann einfach nur genervt von der Phantasielosigkeit und der Aufdringlichkeit, mit der die Golfindustrie ihre Produkte bewirbt. Wenn jemand ein Foto von seinem Produkt einfach so, ohne irgendeine Erklärung, ohne Ziel, in eine der Gruppen gespamt hat, dann fand man dasselbe Posting innerhalb von Minuten genau so auch in 4 weiteren Gruppen. Mich hat es gewundert, dass die Admins da nichts gegen gemacht haben. Also habe ich meine eigene Gruppe gegründet und gesagt: die hier bleibt weitestgehend werbefrei. Hier soll es ums Golfspielen gehen. Und wenn jemand wirbt, dann sorge ich dafür, dass die Leute in der Gruppe auch etwas davon haben. Rabatt, ein Gewinnspiel, solche Dinge. Ich sage immer: wir sind eure Zielgruppe. Überlegt euch etwas, um uns zu erreichen. Diese Philosophie kommt nach wie vor sehr gut an – und ist auch ein Grund, wieso wir weiter wachsen und stetig größer werden.
Die Gruppe umfasst bereits über 3.700 Mitglieder (Stand Februar 2016) – wieviel Zeit investierst du für den Ausbau der Gruppe und die diversen Projekte?
Meine Frau würde sagen viel zu viel Zeit. Es ist mittlerweile mit den Projekten rund um die Gruppe sehr zeitintensiv geworden – und es wäre natürlich ein Traum, nur mit Wir lieben Golf meinen Lebensunterhalt bestreiten zu können. Wer möchte das nicht? Sich jeden Tag mit etwas, das man persönlich toll findet, beschäftigen – und damit seine Brötchen bezahlen können.
Wie viele Mitglieder hoffst du bis zum Ende des Jahres zu erreichen?
Ganz ehrlich? Die Mitgliederzahl ist mir völlig egal. Die Leute zählen. Engagement, Mitmachen. Das ist viel wichtiger als sagen zu können: wir sind jetzt 10.000. Ich bin so wie es ist sehr zufrieden und sehe dem Wachstum gelassen entgegen. Auch, was konkurrierende Projekte angeht. Erstens sind wir das Original. Und zweitens: wenn es dem Golfsport zu mehr Aufmerksamkeit verhilft, dann ist mir auch Konkurrenz recht.
Was war für dich bis jetzt in der Gruppe der coolste oder auch bemerkenswerteste Moment?
Die BagTag-Aktion war der Wahnsinn. Mein Partner für Drucksachen hatte noch 30 von diesen Rohlingen aus einem sehr speziellen Plastik bei sich herumliegen. Er hat mir dann einfach mal ein BagTag daraus gemacht. Das fand ich toll und meinte: „Hey, lass uns mal gucken, ob wir die 30 nicht zum kleinen Preis in der Gruppe verkaufen können. So als Erkennungszeichen untereinander auf dem Platz.“ Die ersten 30 Bestellungen waren innerhalb von 10 Minuten in meiner Mailbox. Und von da an entwickelte sich das Ganze zum Selbstläufer. Mittlerweile haben wir rund 450 Stück verkauft. Und die Leute sind so stolz darauf, eins zu haben. Das wiederum macht mich stolz und zeigt mir, dass ich mit der Gruppe und der Etablierung der Marke Wir lieben Golf einiges richtig mache.
Nebenher jettest du für deine diversen Kunden immer wieder um die Welt – schaffst du es da mal eine Golfrunde oder Training einzubauen…wenn ja, hast du ein Geheimrezept?
Naja, nebenher kann man das jetzt nicht nennen. Die Projekte beginnen ja nicht erst, wenn ich dorthin fliege, es ist ein konstanter Job. Mein Kunde richtet weltweit große Events bis hin zu Events in Stadien aus und ich kümmere mich darum, dass für die Livestream-Übertragungen alles, was sich mein Kunde vorgestellt hat, auch klappt. Das ist dann vor Ort ein sehr zeitintensiver Job mit irren Arbeitszeiten und normalerweise komme ich da nicht zum Golfen. In Dubai letztes Jahr konnte ich Nachtgolf spielen. Das Angebot, unter Flutlicht spielen zu können, war aber auch der einzige Grund, wieso ich es dort auf den Platz geschafft habe. In Los Angeles war ich rund 3 Wochen und die Produktionszeiten gaben mir nachmittags frei, also habe ich auch dort die Zeit genutzt und ein paar 9-Loch-Runden gedreht – und einen jungen Kollegen gezwungen, mit mir auf der Driving Range Bälle zu schlagen. Der war erstens talentiert und zweitens fand er dann Golf doch nicht so doof, wie er dachte. Einer meiner Chefs hat mit Golfspielen angefangen, mal sehen, ob ich Besprechungen mit ihm dieses Jahr nicht auf die Driving Range oder die Runde legen kann.
Welche Highlights hast du für dieses Jahr geplant?
Ich setze die Wir lieben Golf AfterWork-Serie fort und gehe in die zweite Saison. Ich konnte in diesem Jahr einige neue Clubs als Ausrichtungspartner hinzugewinnen und wir sind von, ich glaube um die 20 Turniere in 2015 auf Stand jetzt 65 in 2016 gewachsen. Darüber hinaus habe ich mich entschieden, die NCL-Stiftung zu unterstützen. Sie fördert die Forschung an Heilungsmöglichkeiten für die tödliche Krankheit Kinderdemenz NCL. Informationen dazu findet man unter www.ncl-stiftung.de.
Das ist eine tolle Idee. Warum gerade die NCL-Stiftung?
Ich habe von vornherein bei der Gründung der Gruppe daran gedacht, dass ich irgendwann gern auch einen guten Zweck erfüllen möchte. Es war mir von vornherein ein Bedürfnis, hier Kinder zu unterstützen. Auf die NCL Stiftung bin ich durch dieses Charity Golfturnier gekommen, welches ich jetzt auch in den Turnierkalender mit aufgenommen habe. Dort verdoppele ich die erspielten Nettopunkte für das Gesamtleaderboard als kleinen Anreiz, mitzuspielen.
Mir wurde bei der Recherche über Kinderdemenz wieder einmal klar, wie unheimlich glücklich wir persönlich mit unserer gesunden Tochter sein können, und dass ich die NCL Stiftung gern bei einem kleinen Teil ihrer Arbeit unterstützen möchte.
Welche Entwicklung/Trend im Golfsport findest du am spannendsten?
Am spannendsten finde ich die „Verjüngung“ in der Kommunikation. Alle großen Marken haben begriffen, dass sie online sein müssen, um junge Menschen zu erreichen. YouTube-Kanäle wie die Bryan Bros und solche Dinge schossen in den letzten Jahren aus dem Boden – und ich finde es sehr spannend, das zu beobachten – und mit dem Konzept Wir lieben Golf da mitzuhalten oder für Deutschland sogar voranzuschreiten.
Wie bewertest du die offiziellen Aktionen und Werbekampagnen des DGV und die Stagnation im Golfmarkt?
Die Stagnation im Golfmarkt überrascht mich überhaupt nicht. Die ist selbstverschuldet. Die meisten Clubs zum Beispiel setzen überhaupt nicht auf eine Online-Vermarktung. Dabei kann man dort mit kleinem Geld, Phantasie und einer gewissen Konstanz viel erreichen. Die Werbekampagne des DGV habe ich aus der Entfernung verfolgt, mir den Spot angesehen. Ich habe ehrlich gesagt nicht einmal auf die Kampagnen-Webseite geklickt, weil mich persönlich das überhaupt nicht anspricht. Ich glaube, dass der Spot für die anvisierte Zielgruppe geeignet war. Ich glaube aber auch, dass es schlicht und einfach die falsche Zielgruppe ist, auf die hier gewichtet gesetzt wurde. Deinen Blog-Eintrag letztens hierzu fand ich super – Du hast da sehr gute Fragen gestellt. (Soulgolfer: Vielen Dank für das Lob. Wer das Interview mit dem DGV noch mal lesen möchte, bitte hier entlang.)
Was müsste sich deiner Meinung nach im Golf ändern, um den Sport zu verjüngen und interessanter zu machen?
Ich glaube nicht, dass man zu viel ändern muss. Ich glaube, dass der Sport so, wie er ist, eigentlich attraktiv genug ist. Man sollte an der Attraktivität der Einstiegsmöglichkeiten wie Schnupperkurse und Platzreifekurse arbeiten. Aber auch nicht nur auf Einsteiger setzen. Man muss seine vorhandenen Kunden auch zufrieden machen. Zum Beispiel verstärkt auch auf Bedürfnisse von Familien setzen. Ich bin selbst Vater – und wenn ich außer meiner Frau niemanden finde, der Zeit hat, sich um meine Tochter zu kümmern, dann komme ich auch nicht auf den Golfplatz. Wieso gibt es da keine Ansätze? Ein Familien-Turnier im Monat. Der Club stellt eine qualifizierte Kraft für die Kinderbetreuung zur Verfügung – Mama und Papa können ein paar Stunden auf die Runde und wissen: das Kind ist betreut. Du kannst davon ausgehen, dass die Eltern selbst die Kosten für die Kinderbetreuung übernehmen werden. Und was glaubst Du, wo junge Familien dann ihre Turniere spielen, eventuell sogar Clubmitgliedschaften haben werden – und wo die Kinder dann im besten Fall das erste Mal die Schläger schwingen? Jeder Clubmanager muss sich Gedanken machen, wie er in seinem Umfeld für den Sport an sich und damit natürlich auch auf seine Anlage aufmerksam macht. Und auf die Bedürfnisse seiner Kunden eingeht.
Wenn du die Chance hättest, einen Punkt in der Golfbranche, den Regeln oder in einem anderen Bereich im Golfsport zu ändern…was wäre das?
Ich würde den Leuten die freiwillige Möglichkeit geben, jede Runde zählbar zu machen und somit auch dort das Handicap herauf- oder heruntersetzen zu lassen. Golf ist ein Gentlemen-Sport, wer hier betrügt, betrügt sich selbst.
Ein Wort zum Abschluss: Was würdest du jemanden sagen, der noch nie Golf gespielt hat?
Hier ist mein Schläger, lass uns ein paar Bälle schlagen. Ich zeige Dir ungefähr, wie man den Schläger hält und schwingt. Und wenn der erste Ball super fliegt – dann weißt Du, ob Du Golf super findest, oder nicht. Von da an dann viel Glück und herzlich Willkommen bei den Golfsüchtigen.
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[…] ich dann die ersten Meldungen von Sprint6Golf verfolgt und mich sehr gefreut, als die Einladung von Alex Pielok, Gründer von Wir lieben Golf, und Andrew Greig von GotoGolf kam. Am vergangenen Sonntag wurde […]