Tiger Woods – Das Comeback vom Comeback

Tiger Woods ist eine Legende. Nicht nur im Golfsport, sondern insgesamt in der Sportwelt.

Unzählige Siege auf Profiturnieren, mehrfacher Spieler des Jahres und ein unfassbar, megamäßig, wahnsinnig großer Haufen Geld aus Siegerprämien und Sponsorings. Dazu ein Auf und Ab der Gefühle: Vom Tiger Slam – alle Majors innerhalb eines Jahres gewonnen – bis hin zu seinen Affären war alles dabei. Tiger Woods steht für einen neuen, emotionalen Auftritt auf dem Platz und hat die Massen begeistert.

Doch in den letzten Jahren hat der Stern Tiger Woods etwas gelitten. Seine Rückenprobleme machen ihm immer wieder zu schaffen. Seit 2013 hat Tiger kein Profiturnier mehr gewonnen und ist auch nicht über einen geteilten 17ten Platz hinausgekommen.

Mittlerweile ist er auf Platz 768 der Weltrangliste angelangt. Siebenhundertachtundsechzig.

Tiger Woods‘ Comeback?

Das lang erwartete Comeback auf dem PGA Turnier in Napa vor knapp 10 Tagen hat er abgesagt. Diese Sensation ist in der Golfwelt wie eine Bombe, oder zumindest wie eine kleine Handgranate eingeschlagen. Der Glanz von Tiger Woods elektrisiert offensichtlich immer noch die Massen – die Medien außerhalb der Golfwelt eingeschlossen.

Mag sein, dass der Tiger seine Krallen noch mal zeigen kann, aber wird er wirklich zu seiner alten Form zurückfinden?

Nehmen wir mal Bernhard Langer: Er ist ein sehr gutes Beispiel, wie ein Golfer langfristig erstklassig an der Spitze mitspielen kann. Ohne Eskapaden, ohne Affären – einfach konsequent gutes Golf.

Und es gibt viele andere Stars, die sich mittlerweile im Olymp der Top-Golfer eingeschrieben haben: Henrik Stenson, Rory McIlroy, Justin Rose, Dustin Johnson, Patrick Reed, Jordan Spieth und viele andere.

Zugegeben, keiner strahlt diese Extravaganz wie Tiger Woods in seinen besten Jahren aus. Auch die kleinen und großen Skandale werden medial nicht so ausgeschlachtet wie bei Tiger.

Aber würde unsere Golfwelt von einer Rückkehr von Tiger Woods als Spieler wirklich profitieren?

Es gibt drei Möglichkeiten:

  1. Tiger Woods kommt zurück, spielt alle in Grund und Boden. Kämpft sich zurück an die Spitze. Die Sportwelt ist entzückt, die Medien sind voll, Golf auf allen Titelseiten.
  2. Tiger Woods kommt zurück. Spielt gutes Golf, kann jedoch an seine Erfolge von früher nicht anknüpfen und ist ein guter Golfer unter vielen. Die Medien drehen kurz auf, doch das Interesse wird nach und nach abnehmen. Am Ende macht sein Rücken wieder schlapp.
  3. Tiger Woods kommt nicht zurück. Die Golfwelt wird sich weiter drehen, Turniere werden gewonnen, neue Stars kommen hoch und alte verglühen. Und selbst dann gibt es genügend andere Möglichkeiten für ihn.

Das ist etwas überspitzt, aber jeder kann sich selbst überlegen, was passieren kann.

Tiger Woods beim AT&T National, 2012. Bild von Bill Workinger

Tiger Woods beim AT&T National, 2012. Bild von Bill Workinger

Muss das wirklich sein?

Ich für meinen Teil brauche eine Rückkehr von Tiger Woods jedoch nicht. Ganz im Gegenteil: Das Hin und Her geht mir längst auf den Senkel. Er hat genügend Rekorde erzielt – das reicht mindestens dreimal für die Ewigkeit. Als Legende lässt es sich auch sehr gut leben.

Aber vielleicht reicht es Tiger auch noch nicht? Ihn scheint vor allem der Vergleich mit Jack Nicklaus zu wurmen. Dem Vergleich hat er sogar eine eigene Seite auf seiner Homepage gewidmet; Jack Nicklaus mit 20 Major-Siegen vor Woods mit nur 17, Vielleicht ist es dieser Ehrgeiz, der ihn immer wieder aufs neue antreibt.

Möglicherweise blicke ich auch anders auf Tiger Woods, weil ich seine Rekordzeit gar nicht bewusst mitbekommen habe. Erst seit drei Jahren „aktiv“ im Golf, war mir das Geschehen davor relativ egal. Auch wenn ich mittlerweile von einigen seiner alten Erfolge auf Youtube oder anderen Kanälen gesehen, gelesen oder gehört habe. So richtig packen tut er mich nicht. Das mag im Golfsport eine reine Blasphemie darstellen, die oben genannten aktuellen jungen Spieler bewegen mich aber mehr. Weil ich deren Erfolge jetzt miterlebe – mitfiebere – mitdiskutiere.

Es ist wie in vielen anderen Bereichen: Vorbilder kommen und stehen teilweise für eine eigene Generation.

Nehmen wir den Fussball: Ich habe in meinem jugendlichen Alter vor allem das Torwartspiel von Oliver Kahn erlebt. Mittlerweile ist Manuel Neuer der Torwart der Nation, viele jüngere kennen Oliver Kahn, den Titanen, sicherlich nur noch von seiner Berichterstattung im Fernsehen.

Tiger, Titan…so unähnlich klingt das doch gar nicht. Er würde sicher auch einen guten Experten auf Sky abgeben.

Die realistische Zukunft

Jüngst hat er nun auch noch einen Markenrelaunch hingelegt. In Zukunft wird er alle seine Geschäfte unter dem neuen Namen TGR bündeln: Von seinem Golfplatzdesign TGR Design, über das Restaurant „The Woods Jupiter“ in Florida oder seine Tiger Woods Foundation. Mehr dazu könnt ihr bei meinem Blogger-Kollegen von Golf1 lesen.

Und dann gab es auch noch die Gerüchte, dass er sich angeblich TaylorMade kaufen möchte. Egal wieviel davon stimmt, genügend Geld sollte er haben.

Und vor allem: Ihm wird garantiert nicht langweilig! Und eine Karriere als Golfexperte für Sky oder einen der anderen Golfsender finde ich auch ziemlich realistisch.

Als nächster Termin für sein Comeback wird das PGA Turnier auf den Bahamas gehandelt – der 2016 Hero World Challenge.

Warten wir ab, ob am Ende wieder ein Tiger oder eine Schmusekatze auf dem Platz stehen wird.

 

Titelbild wurde fotografiert von Keth Allison.
Nutzung laut Creative Commons Attribution-ShareAlike 2.0 Generic (CC BY-SA 2.0)

Leo.Soulgolfer

Seit 2013 dem Golfsport verfallen, ohne Aussicht auf Besserung. :) 85er Baujahr mit Faible für Fotografie, gutem Essen, Reisen... Hauptberuflich im Marketing in der Fotobranche. :)

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